Gisela Denninghoff  Malerei Faltungen Performance Foto Video
Galerie im Palais, Gießener Straße 1, 35423 Lich,
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Gisela Denninghoff „Feuerschrift“
Gemälde und Performances mit Hans-Michael Schuhmann, Sänger
28.Juni - 26.Juli 2014

Einladung

Presse:
Gießener Allgemeine vom 21.6.2014
Gießener Allgemeine vom 30.6.2014
Gießener Anzeiger vom 1.7.2014

Ausstellungseröffnung: Samstag, 28. Juni 2014 um 18 Uhr, Blick in die Ausstellung
Einführung: Dr. Susanne Ließegang, Kunsthistorikerin,

„Feuerschrift“: Samstag, 5. Juli 2014 um 18 Uhr, Performance von
Gisela Denninghoff und Hans-Michael Schuhmann
mit anschließendem Künstlergespräch

Finissage: Samstag, 26. Juli 2014 von 12 bis 14 Uhr,
um 12 Uhr: Performance „Bilder singen - hören - sehen“ von Denninghoff/Schuhmann
mit anschließendem: Künstlergespräch




Gerücht, Tempera auf Nepal-Lokta-Papier, 150 x 200 cm, Performance Denninghoff/Schuhmann 27.2.2010


Gisela Denninghoff zur Ausstellung "Feuerschrift":
Die Ausstellung Feuerschrift in der Galerie im Palais umfasst Werke von 1994 bis 2014. Die Begegnung mit Arbeiten einer Zeitspanne von 20 Jahren ermöglicht, Einblicke in den Werkprozess zu nehmen, die eigene Spur zu lesen. 1997 notierte ich: “Malen ist für mich eine Möglichkeit, mich zunächst für mich selbst sichtbar zu machen. Mein äußeres Erleben trifft auf alte Eindrücke und Wahrnehmungen. In dieser Bündelung der Selbstwahrnehmung entstehen Bilder und Zeichen mit intensiver Aufladung. Ich nenne das "Feuerschrift.“
Schon damals begriff ich Malerei nicht als Darstellen eines bestimmten Themas, sondern der Prozess des Malens rückte in den Fokus meiner Aufmerksamkeit und mit ihm die Frage, wie im künstlerischen Prozess selbst mein Verhältnis zur Welt Gestalt findet. Malen wird forschendes Tun, eine Begegnung mit der Eigenständigkeit der Materialien im Hier und Jetzt, mit dem Unbekannten:



"Baummensch", Acrylfarben auf Leinwand, 210 x 195 cm, 1994

„Die eigenwillige Lebendigkeit von flüssiger Farbe, auf großformatiger Leinwand spielerisch gehandhabt, ist ein unerschöpflicher Quell unverhoffter Formen und Farbkombinationen. In meditativer Einstimmung auf das, was mein Leben zur Zeit bewegt, geschieht die Wahl der Farben. Es beginnt ein Schreiten und Tanzen mit Farbtöpfen um die am Boden liegende, weiße Leinwand: ein Farbe-Schütten, Gießen, Tröpfeln, Schwenken, Wasser-Sprühen. Mit Pinseln, Lappen, Schwämmen Tupfen, Tauchen, Wischen, Schrubben. Hinzu kommen: Erde, Sand, Blätter, Nadeln, Kaffeesatz und Eierschalen - und Sonne, Wind und Regen zur Mitarbeit bewegen.“

Die Begegnung mit den archaischen Kräften der Natur in den Vulkan- und Kraterlandschaften von Teneriffa prägten die weitere Entwicklung meiner Arbeit. Uneben und verbeult durch den vulkanischen Boden, verformt durch Windstoß und Regen, nahm die Leinwand Vulkanasche, Sand und Safran - die Stoffe der Umgebung auf: Die Werkgruppe der Faltungen entstand.

Fasziniert von Erden, Lava, Aschen, Gewürzen, Pigmenten sowie paradiesischen Pflanzen, gestreut, geschüttet auf Leinwand und Himalaya Papier, entwickelte ich bis 2005 neben den Faltungen die Zyklen der Erd-, Gewürz- und Asche-Bilder. Den Malgrund umschreitend spritzte ich mit flüssigem Binder Formen und Gestalten in den Staub. Dabei begann ich spontan zu singen und bemerkte, dass mein Singen die Wahrnehmung von Farben, Licht und Schatten verdichtet. Mein Schattenbild, das mich bei meiner Arbeit am Boden zunächst störte, fing ich im Frühjahr 2006 auf Teneriffa als Schattentanz, in Gestalt und Farben malend und singend, auf der am Boden liegenden Leinwand ein. Damit hatte ich eine Malaktion gefunden, die sich zur Performance weiterentwickelte.


"Erdfaltung", Asche, Lava, Gewürze, Pigmente, auf Leinwand, 140 x 90 cm, 2002 

"Paradiesgarten I", Aschebild, Lava, Safran, Feigen-Mimosen-Blätter und -Blüten, 95 x 70 cm 2005

„2006 begann Gisela Denninghoff mit dem Sänger Hans-Michael Schuhmann in regelmäßigen Treffen experimentell zu erproben, wie sich Malerei und Gesang durchdringen, wie ein Prozess entsteht, in dem die Malerei auf den Gesang reagiert und der Gesang auf die Malerei. Mit Hans-Michael Schuhmann fand sie einen Partner, der in seiner Instrumental- (Posaune, Perkussion) und Gesangsausbildung (Lichtenberger Institut) einen verwandten Weg von der geschlossenen zur offenen Form gegangen war, der die Improvisation als Möglichkeit begreift, die kommunikativen Potentiale des Gesangs jenseits begrifflicher Vorbestimmung zu erkunden. Jede Improvisation beginnt mit dem Schatten, der vom Sänger auf die Leinwand fällt. Er ist sichtbar, für die Malerin ergreifbar und zugleich flüchtig wie der Klang der Stimme. Sie wählt die Farben der Klanggestalt des Sängers lauschend, mischt den eigenen Gesang in die Malerei, nimmt den Ton des Sängers auf, umflicht ihn zu einem Duo. Aus dieser Situation entsteht jedes Mal aufs Neue, ganz allmählich ein Sich-Berühren von Malerei und Gesang, das von Abgrenzung, Nähe, Überschreiten, Durchdringen, von lichthaftem Verschmelzen und dunklem Untergehen berichtet.“ (Susanne Ließegang)
Seit 2008 wird die Leinwand vom handgeschöpften Papier aus Nepal abgelöst. Dieses Papier reagiert durch die haptische Struktur der Oberfläche anders auf den Farbauftrag als Leinwand. Die Farbe bleibt in den Kuhlen und Erhebungen, den Fingerspuren, stehen. Die gespritzten und geschütteten Farben und Farbpfützen trocknen nebeneinander und übereinander, ohne ihre Leuchtkraft zu verlieren.



"Jakob und die Engel", Tempera auf Nepal-Lokta-Papier, 95 x 200 cm, Performance Denninghoff/Schuhmann am 19.1.2009

In der Performance „Urplötzlich“ in Wetzlar 2011 ließ ich mit dem plötzlichen Aufklatschen von hoch geschleuderter Farbe das gerade erst entstandene Bild verschwinden. Die Figurenkonstellationen, die ihren Ursprung in Hans' Schattengestalten haben, wurden vom Farbfluss überlagert.



"Sumpf", Tempera auf Nepal-Lokta-Papier, 280 x 95 cm, Performance Denninghoff/Schuhmann am 4.1.2014

2012 in den Performances „Urplötzlich“ (Darmstadt) und „Ausgesetzt“ (Wiesbaden) geschah der nächste Schritt: Das zerstörerische Hereinbrechen der Farbgüsse übte auf die Besucher eine verstörende Wirkung aus. Getragen von Hans' dramatischem Gesang faltete und knautschte ich die zuvor entstandenen Strukturen zusammen. Der unerwartete Eingriff, die „Faltung“, transformiert das Gebilde in eine neue Form der Abstraktion.
Die Faltungen aus Leinwand lösten bereits ab 2002 die traditionelle Bildvorstellung auf. 2012 ist der Faltenwurf der farbenergetisch aufgeladenen Leinwand in keinen Rahmen mehr zu bannen. Der Schritt von der Wand in den Raum als plastisches Objekt wird mit dem Nepal-Lokta-Papier möglich. Das Papier hält die durch Faltung, Stauchung bewirkten Formen selbst stabil.



"Sommer", Faltung, Tempera auf Leinwand, 110 80 x 20 cm, Performance Denninghoff/Schuhmann am 20.7.2012



"Seltsames Wesen", Tempera auf Nepal-Lokta-Papier, 170 x 50 x 30 cm, März 2014

Am 5. Juli 2014 werden Hans und ich Klänge sehend und Farben hörend die Performance Feuerschrift gestalten. Vor den Augen und Ohren des Publikums entsteht dann ein neues Gemälde oder ein neues räumliches Objekt.